Ein Klassiker von Das Faema-Logo

Beschreibung eines Klassikers

die Faema Family im Ganzen

© Max Behrendt

Die Faema „Family“ ist eine Espresso-Maschine aus den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts für den gehobenen Heimbedarf. Es handelt sich um ein sogenanntes „Einkreis-Modell“, was heißt, dass es nur eine Vorrichtung zum Wassererhitzen in der Maschine gibt, die alle drei Benutzungszwecke abdecken muss: Espresso brühen, Heißwasser ziehen für Tee und Dampf erzeugen zum Aufschäumen. Faema ist eine Abkürzung für „Fabbrica Apparecchiature Elettromeccaniche e Affini“, ein 1945 gegründetes italienisches Familienunternehmen mit Sitz in Milano. Das ursprüngliche Firmenlogo zierte daher auch die Silhouette des Mailänder Doms. Seit 1995 gehört die Marke Faema zur Cimbali-Gruppe.

Die Besonderheit der Family liegt in der extrem wertigen und schweren Ausführung der Baukomponenten, fast alle Teile sind aus schwerem Metall gefertigt, sämtliche Befestigungen sind mit massiven Imbusschrauben realisiert. Das Gesamtgewicht der Family liegt über 10 Kilo, schon das dreiteilige Gussmetallgehäuse wiegt drei Kilo. Besonders beeindruckend sind die sechs (!) riesigen Schraubbolzen, die die Bodenschale mit den beiden senkrechten Gehäusehälften verbinden, sie wären wohl auch hinreichend, um das Rad eines 30-Tonners zu befestigen. (Gut, ich übertreibe ein klein wenig, aber nicht viel...;)

das Dreiwegventil

© Max Behrendt

Auch die Verwendung eines magnetisch gesteuerten Dreiwegventils zum Druckabbau nach dem Ziehen eines Espresso und zur Trockenlegung des benutzten Kaffeesatzes war (und ist) für die Geräteklasse ungewöhnlich und rechtfertigt den hohen damaligen Verkaufspreis von circa 700 DM. Ein weiterer Vorteil diese Magnetventils ist die Möglichkeit zum „Rückwärts-Spülen“ (back flush) des Heißwasser-Systems zwischen Heizkessel und Brühkammer. Mir selbst hat sich diese Möglichkeit allerdings erst nach über 20 Jahren Nutzung erschlossen...

Außergewöhnlich ist schließlich auch die Verwendung eines Filterträgers mit professionellen Maßen. In der Faema Family lassen sich daher auch Gastronomiefiltereinsätze mit 60 mm Durchmesser verwenden. Man sieht auch, dass sich der zweinasige Auslauf am Filterträger abschrauben läßt. Wer mag, kann ihn gegen einen professionellen einnasigen austauschen. Ein weiteres interessantes und nützliches Detail ist der kleine Stift am oberen linken Rand des Bildes. Mit diesem kann man den Filtereinsatz mit einem Fingerdruck ganz leicht aus dem Filterträger lösen.

Messingkessel

© Max Behrendt

Der obere Teil des Heizkessel ist aus schwerem Messingguß, der untere Teil, der den Filterträger aufnimmt und in einen Befestigungsarm ausläuft, der zugleich die Anflanschstelle für das rote Dreiwegventil (rechts im Bild) bietet, ist aus einem einzigen Stück Chromstahl gefertigt. Besonders hier zeigt sich die extrem massive Bauweise: der komplett bestückte Kesselblock wiegt (ohne Wasserfüllung) 2,6 kg. Mit seinen fast 300 ml Volumen und der dicken Messingwandung bietet er eine gute Temperaturstabilität beim Ziehen eines Espressos.

Die Family wurde 1984 erstmals produziert, im außereuropäischen Raum wurde die Maschine auch unter dem Namen „Contessa“ verkauft. In Australien und Kanada diskutieren Coffee-Geeks noch heute die Vorteile der „Contessa“ und geben sich Reparatur-Tipps. Technisch gesehen besteht der einzige Unterschied zwischen Contessa und Family im aufgedruckten Logo und Schriftzug, wie hier links zu sehen. Ab circa 1988 wurde die Faema Family in einer technisch leicht veränderten Version gefertigt, die Unterschiede sind von außen aber kaum zu erkennen.

Schieber für Dampfauslass

© iggs / Coffeesnobs

1991 wurde ein ganz neues Family-Modell auf den Markt gebracht, das bis circa 2010 produziert wurde und unter diesem Namen einheitlich weltweit verkauft wurde. (Zuletzt erhielt man es nur noch in den Staaten und in Kanada.) Bei diesem Modell liegt der Tank quer im Gehäuse und ist von der Seite einzusehen zur Kontrolle des Wasserstands. Der Kessel ist aus Aluminium und das Dampfventil wird mit einem Schieber geöffnet und geschlossen (hier rechts im Bild zu sehen).

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Fragen und Antworten

Fragen zur Faema Family, die mir schon gestellt wurden, und was ich geantwortet habe.

Demontage bis zur Gerätetafel

Vorschläge, wie man ans Innere der Maschine kommt, ohne allzuviel Schaden anzurichten.

Demontage des Messingkessels

Vorschläge, wie man den Kessel zerlegt und ihn später auch wieder zusammen bekommen kann.

Zusammenbau des Filterträgers

Auch der Filterträger lässt sich zerlegen. Hier zeige ich, wie er wieder zusammen passt!

Die beiden älteren Modelle der Baureihe (Family Typ I und II) erkennt man hingegen sicher am Messing-Kessel und dem Drehventil mit geripptem, kuppelförmigen Kunststoffdrehknopf für den Dampfauslass. Meine eigene Family habe ich im Oktober 1985 gekauft. Es handelt sich also um eine Family Typ I.

Ausschnitt aus der Bedienungsanleitung

© Faema. Divisione casa (1985)

Die Original-Bedienungsanleitung, die ich zusammen mit der Maschine 1985 erstanden habe, zeigt noch einen Filterträger ohne austauschbaren Auslauf, also gab es schon im ersten Jahr Änderungen im Bautyp. Zählt man dieses Ur-Modell als „Family 0“ (Null deshalb, weil ich noch nie einen Beleg dafür gesehen haben, dass dieses Ur-Modell je im Handel war) gab es drei Modellversionen: die Family I, II und III.

Der innere Aufbau der Family ist schlicht, geradlinig und rein elektro-mechanisch realisiert. Es gibt keine Elektronik, das Innenleben besteht neben Kupferrohren, Stahl- und Messingguss-Teilen sowie Stahlbolzen nur aus Schaltern, Lämpchen, einer Spule und zwei, drei Thermostaten. Weitere Hinweise zum inneren Aufbau bietet mittlerweile eine separate Seite. Praktisch heißt das, dass wer nicht gänzlich handwerklich unbegabt ist, durchaus gute Chancen hat, die Maschine bei einem Defekt selbst zur reparieren. Man kann alle Bestandteile auseinander schrauben, ohne sich Sorgen machen zu müssen, ob diese je wieder zusammenpassen werden. Es gibt hier keine „Einweg“-Verbindungen, keine Plastiklaschen, die beim Öffnen notwendig wegbrechen.

Da das Dreiwegventil berührungsfrei (magnetisch) arbeitet, sind hier Kurzschlüsse oder Kriechströme kaum zu erwarten. Am ehesten werden die Pumpe und die Heizspirale defekt gehen, zumindest die Heizspirale kann auch heute noch mit Originalteilen ersetzt werden. Die Pumpe müsste durch eine äquivalente moderne Version ersetzt werden. Die Aussicht auf Reparatur im Fall eines Defekts sind daher wirklich nicht schlecht. Genau genommen gibt es nur fünf elektrische Hauptbauteile:

Als da wären die Heizspirale, die Druckpumpe, das Dreiwegventil, die wärmeempfindlichen Schalter, die als Messfühler in die Heizkesselwand eingeschraubt sind, und die vier beleuchteten Schalter. Wie man selbst auf diesen kleinen Fotos gut erkennen kann, sind alle elektrischen Teile mit soliden Steckverbindungen, wie man sie aus der PKW-Elektrik kennt, versehen. Kein Teil ist fest eingelötet, Wartungs- und Austauschfreundlichkeit wurden bei der Konstruktion ganz offensichtlich groß geschrieben.

Und wie es dann praktisch geht, das Auseinanderschrauben und wieder Zusammenbauen, das ist auf den folgenden Seiten zu sehen. (siehe rechte Randspalte) Ich bitte allerdings zu bedenken, dass – falls Sie Ähnliches vorhaben – ich keine Haftung für mögliche Misserfolge oder Schäden übernehme. Ich zeige hier nur, was ich gemacht habe, mehr nicht.